Wie auch im ersten Teil der Mini-Serie „Gefühle von Einsamkeit und Verlassensein“, geht es hier nicht darum, Menschen in die Scham zu bringen, sondern um Bewusstwerdung – für uns alle.
Je klarer wir erkennen, warum wir auf eine bestimmte Weise mit Hunden umgehen, desto besser können wir sie als autonome Wesen mit eigenen Bedürfnissen wahrnehmen. Das Ziel ist ein Leben in Harmonie, das für beide Seiten – Mensch und Hund – bereichernd und erfüllend ist.
Heute widmen wir uns einem besonders heiklen Thema: nicht verabeitete Ohnmacht im Kontext mit Gewalt. Dieses Phänomen zeigt sich in verschiedenen Bereichen des Lebens: in Paarbeziehungen, Eltern-Kind-Beziehungen, sogar auf internationaler Ebene, zwischen Ländern und Nationen. Und ja, auch in der Beziehung zwischen Mensch und Hund.
Die Mechanik der Macht: Ein unsichtbares Muster
Erlebte Ohnmacht in gewaltvollen Situationen kann dazu führen, dass Menschen ein Bedürfnis entwickeln, Macht über andere auszuüben. Wenn Hunde in das Leben solcher Menschen treten, kann es passieren, dass die Tiere unbewusst zur Projektionsfläche werden. Plötzlich hat der Mensch ein Wesen an seiner Seite, das er kontrollieren und dominieren kann. Teilweise mit schrecklichen, gewaltvollen Folgen für den Hund.
Das zeigt sich nicht nur bei Hundehalter:innen, sondern auch – und das ist besonders problematisch – bei Hundetrainer:innen. Wenn Trainer:innen diese Mechanik nicht reflektieren, kann sich dies fatal auswirken: Gewalt wird nicht nur im Training ausgeübt, sondern auch an die Kund:innen weitergegeben.
Verantwortung im Hundetraining
Als Hundetrainer:innen tragen wir eine große Verantwortung. Die Menschen, die uns ihre Hunde anvertrauen, vertrauen uns ihr Liebstes an. Dieses Vertrauen dürfen wir niemals missbrauchen.
Selbst bei Hundetrainer:innen, die keine bewusste Absicht haben, Macht auszuüben, kann die Betriebsblindheit zuschlagen. Aus diesem Grund wäre es hilfreich, wenn Trainer:innen regelmäßige Supervisionen in Anspruch nehmen würden – ähnlich wie Therapeut:innen. Selbstreflexion und Wachstum sollten ein zentraler Bestandteil der Arbeit sein, um Gewalt und unreflektierte Machtmechanismen zu verhindern.
Ein Appell an Hundemenschen und Trainer:innen
Wenn Du das beschriebene Phänomen bei anderen wahrnimmst, bedenke: Dahinter kann das tiefe Leid einer nicht verarbeiteten Vergangenheit stehen. Das ist keine Rechtfertigung für Gewalt, aber eine Erklärung, die Verständnis schaffen kann. Nur mit einer verständnisvollen Haltung können wir einen Zugang finden.
Sollte keine Einsicht vorhanden sein oder kein Zugang möglich sein, bleibt der Weg über offizielle Stellen wie Tierschutzvereine oder Behörden.
Wenn Du Dich selbst wiedererkennst: Großartig, dass Du diesen Schritt in die Bewusstheit machst und Du musst diesen Weg nicht alleine gehen. Lass Dich von Freund:innen, Familie oder professionellen Begleiter:innen unterstützen.
Unterstützung für ein bewussteres Leben mit Hund
Auf meiner Webseite findest Du unter „Coaching für Trainer:innen“ weitere Informationen zu meinem Angebot. Gemeinsam können wir daran arbeiten, alte Muster zu durchbrechen und ein Leben in Harmonie mit Hunden zu gestalten.
Mögen alle Wesen glücklich und frei sein. 🙏🐕🧡
ENGLISH VERSION
Are you still projecting – or already living the good life with your dog? Part II – How feelings of experienced helplessness influence our life with dogs
As in the first part of the mini-series „Feelings of loneliness and abandonment“, this is not about making people feel ashamed, but about awareness – for all of us.
The more clearly we understand why we treat dogs in a certain way, the better we can perceive them for who they are, as autonomous beings with their own needs. The goal is a life in harmony that is enriching and fulfilling for both sides – humans and dogs.
Today we are looking into a particularly sensitive topic: unresolved feelings of experienced helplessness in the context of violence. The outcome of this phenomenon shows itself in various areas of life: in couple relationships, parent-child relationships, even on an international level, between countries and nations. And yes, also in the relationship between humans and dogs.
The mechanics of power: an invisible pattern
Experienced powerlessness in violent situations can lead people to develop a need to exercise power over others. When dogs enter the lives of people who are struggleing with this, it can happen that the animals unconsciously become a projection surface. Suddenly the humans have a being at their side they can control and dominate. Sometimes with terrible, violent outcomes for the dogs.
This is not only evident in dog owners, but also – and this is particularly problematic – in dog trainers. If trainers do not reflect on this mechanism, it can have fatal consequences: violence is not only exercised during training, but also passed on to customers.
Responsibility in dog training
As dog trainers, we have a great responsibility. The people who entrust us with their dogs entrust us with their most precious being. We must never abuse this trust.
Even dog trainers who have no conscious intention of exercising power can become blind to their actions. For this reason, it would be helpful if trainers were to receive regular supervision – similar to therapists. Self-reflection and growth should be a central part of the work in order to prevent violence and unreflected power mechanisms.
An appeal to dog people and trainers
If you notice the phenomenon described in others, remember: Behind it can be the deep suffering of an unresolved past. This is not a justification for violence, but an explanation that can create understanding. Only with an understanding attitude can we find access.
If there is no insight or no access is possible, the only way is through official bodies such as animal welfare associations or authorities.
If you recognize yourself: It’s great that you are taking this step into awareness and you don’t have to go this path alone. Let friends, family or professional companions support you.
Support for a more conscious life with a dog
On my website you can find more information about what I offer in this field, see „Coaching for trainers“ for more information. Together we can work on breaking old patterns and creating a life in harmony for us and the wonderful dog we are living with.
May all beings be happy and free. 🙏🐕🧡